Im April 1990 richtet die Abgeordnete der Grünen, Frau Christine Schleier-Wisozki, eine Anfrage an den Kreistag Helmstedt. Ihre Bemühungen um die Einrichtung eines Zufluchtsortes für Mädchen und Frauen wurden durch Zahlen zu sexualisierter Gewalt untermauert.
Im Sommer 1990 ist es soweit: vier engagierte Frauen machen sich auf den Weg, um das tabuisierte Thema „sexueller Missbrauch“ öffentlich zu machen. Sie gründen einen „Arbeitskreis sexueller Missbrauch“, der sich in den Räumlichkeiten von Pro Familia trifft. Im September 1991 wird eine Materialsammlung erstellt und an die Kindergärten des Landkreises verteilt.
Juni 1992: Der Arbeitskreis gründet den „Verein gegen sexuellen Missbrauch an Frauen und Kindern Helmstedt“, der 1993 die Anerkennung der Gemeinnützigkeit erlangt.
Zum 1. Januar 1996 gelingt es den Verein, über eine AB-Maßnahme im damaligen Kreiskrankenhaus St. Marienberg (spätere Helios-Klinik) eine Anlaufstelle für Menschen zu schaffen, die Opfer sexualisierter Gewalt wurden. Die Diplom-Psychologin Frau Christine Köhler leitet die Beratungsstelle fast 20 Jahre lang.
„Es ist 5 vor 12“ heißt es 1997 in einer Pressemitteilung, die in unterschiedlichen Orten des Landkreises Helmstedt zu einer Unterschriftenaktion aufruft. Aufgrund fehlender finanzieller Fördermöglichkeiten droht die Schließung der Beratungsstelle. Der Landkreis Helmstedt bezuschusst schließlich eine halbe Stelle, das Land Niedersachsen lehnt eine Kostenbeteiligung weiterhin ab.
1999 wird die Beratungsstelle als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.
Trotz regen Zulaufs drohen immer wieder finanzielle Kürzungen und wiederholt sogar die Schließung der Beratungsstelle. Bis 2006 lehnt das Land Niedersachsen eine finanzielle Förderung ab. Erst ab Januar 2007 erhält die Fachberatungsstelle die langersehnte Landesförderung. Viele Ratsuchenden holen sich Unterstützung: Im Folgejahr ist trotz ganzer Stelle die Kapazität der Beratungsstelle erschöpft.
Infolge der prekären finanziellen Haushaltslage des Landkreises Helmstedt droht 2012 erneut die Schließung der Beratungsstelle. Es kann schließlich erreicht werden, dass die Beratung für Opfer sexualisierter Gewalt als Pflichtaufgabe des Landkreises anerkannt und entsprechend finanziell gefördert wird.
2014 erfolgt die Umbenennung der Beratungsstelle in „Rückenwind“, ein Symbol für Unterstützung. Zudem soll Betroffenen der Zugang zur Beratung erleichtert werden.
Nach fast 20 Jahren wird Frau Köhler 2015 in den Ruhestand verabschiedet. Nachfolgerin wird die Diplom-Psychologin Michaela Siano.
2017 werden die Räumlichkeiten im Haus der Diakonie (Kirchstraße 2 in Helmstedt) bezogen. In günstiger zentraler Lage mit guter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel besteht ein barrierefreier Zugang.
Seit Januar 2019 besteht eine Kooperation mit dem Bistum Hildesheim. Frau Siano ist eine unabhängige Ansprechperson für Verdachtsfälle des sexuellen Missbrauchs. Fallbezogen wird sie in die Arbeit des Bischöflichen Beraterstabs in Fragen sexualisierter Gewalt eingebunden, um dort die Interessen der Betroffenen zu vertreten.
Kirchstraße 2
38350 Helmstedt
im Haus der Diakonie
1. Etage (barrierefreier Zugang)
Tel. 05351 424398
Fax 05351 542278